Wie man schneller zu einem Therapieplatz kommt

Bundesweit warten Patienten durchschnittlich drei Monate auf einen ambulanten Therapieplatz. Das ist natürlich zu lange, wenn man sich in einer akuten Krise befindet. Andererseits gibt es auch Patienten, die glücklich wären, wenn sie nur drei Monate warten müssten. Und damit komme ich zum eigentlichen Thema: die drei Monate sind ein Durchschnittswert. Die frohe Botschaft ist nun: so wie es Patienten gibt, die länger als ein Vierteljahr warten, muss es ja auch solche geben, die früher zu einem Therapieplatz kommen.

In dem heutigen Blog möchte ich Tipps geben, wie das unter Umständen SIE sein können.

Die erste Empfehlung geben auch viele meiner Kollegen: Legen Sie sich nicht auf einen Therapeuten fest, sondern melden Sie sich bei mehreren Behandlern an. Sie erhöhen damit Ihre Chance, früher einen Platz zu bekommen.

Viele meiner Kollegen kooperieren eng mit niedergelassenen Ärzten, deren Patienten sie dann schneller aufnehmen. Fragen Sie Ihren Haus- oder Facharzt, ob er mit einem selbständigen Psychotherapeuten kooperiert, bei dem Sie dann schneller zum Zuge kommen.

Sofern Sie gesetzlich versichert sind, hat Ihre Krankenkasse die Pflicht, Sie bei der Suche nach einem Therapieplatz zu unterstützen. Die meisten Kassen beschränken diese Pflicht darauf, ihren Versicherten eine Liste mit den Therapeuten aus der Region auszuhändigen. Es gibt mittlerweile erste Krankenkassen, die die Terminierung beim Facharzt oder Psychotherapeuten übernehmen. Laut einer Studie von Stiftung Warentest bekommen Patienten früher einen Termin, wenn die Krankenkasse beim Behandler anruft. Fragen Sie also Ihre Krankenversicherung, ob sie einen solchen Service anbietet.

Und wenn Sie schon mit der Krankenkasse telefonieren: es gibt Psychotherapeuten ohne Kassensitz, die direkt mit der Versicherung abrechnen. Das nennt sich dann außervertragliche Psychotherapie. Fragen Sie nach, unter welchen Voraussetzungen Ihre Versicherung eine außervertragliche Therapie übernimmt. Von Ihrem Hausarzt können Sie sicherlich erfahren, welcher Therapeut eine solche Psychotherapie anbietet. Im Regelfall unterstützen Kollegen ohne Kassensitz ihre Patienten beim Antragsverfahren.

Zum Schluss komme ich zu einem Punkt, der für Sie unter Umständen nicht so leicht ist: nutzen Sie die telefonischen Sprechstunden, die viele Psychotherapeuten anbieten, um auf Ihre Situation aufmerksam zu machen. Sozialpsychologische Studien haben gezeigt, dass Menschen, die es schaffen Sympathien auszulösen, schneller ihre Ziele erreichen. Wenn Sie die Klaviatur der Sympathie beherrschen: setzen Sie sie ein. Erwähnen Sie zum Beispiel, wenn Sie einer Empfehlung gefolgt sind. Oder wenn der Psychotherapeut Ihrer Wahl einen guten Ruf genießt, dürfen Sie auch dies einfließen lassen. Selbst wenn uns Psychotherapeuten solche Mechanismen bekannt sind, heißt das noch lange nicht, dass wir darüber nicht zu beeinflussen sind.

Und mein letzter Tipp: bleiben Sie freundlich, aber hartnäckig. Wenn Sie auf einer Warteliste stehen, melden Sie sich monatlich – möglichst ohne sich zu beschweren, um sich nach dem Sachstand zu erkundigen. Patienten, die sich regelmäßig melden, zeigen, wie motiviert sie an der Aufnahme einer Behandlung sind. Das kommt - nicht nur bei mir - gut an.

Zum Schluss ein NoGo: vermeiden Sie es, unangemeldet in die Praxis zu kommen. Die meisten meiner Kollegen haben genauso wie ich einen straff getakteten Tag. Sie würden also nur die Abläufe stören und insofern negativ auffallen, was Ihrer Sache nicht dienlich wäre.